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27.04.2017
Wanderverband
Hessen e.V.

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Fachbereich "Kultur"

 

Dem ursprünglichen Gründungsgedanken des Landesverbands Hessen lag die Absicht zugrunde, einen einheitlichen Naturschutzverband nach dem damaligen §29 des Bundesnaturschutzgesetzes für die hessischen Wandervereine ins Leben zu rufen. Der Idee treu verbunden, haben sich die klassischen Ressorts der Wandervereine Wege, Wandern und Kultur hinzugesellt. Für manchen Unkundigen erhebt sich die Frage, was hat eigentlich Wandern mit Kultur zu tun? - Die Antwort ist schnell gegeben. Wandern und Kultur gehören zusammen wie Wanderschuhe und ein guter Rucksack. Auf unseren Wanderungen bewegen wir uns in einer Kulturlandschaft. Jeder Weg, und sei er noch so klein, wurde von Menschen angelegt und ist somit Kultur. Die Denkmäler, die am Wege stehen, einzelne Häuser und nicht zuletzt die Ortschaften sind Kulturzeugen. Selbst die vielgerühmte "unberührte Natur" ist, weil Menschenwerk, Kultur.

Im 19. Jahrhundert wurden viele Wandervereine gegründet. Ziel aller Vereinsgründungen war die Erschließung der Landschaft für den aufkommenden Tourismus. Dies geschah durch Wegemarkierung, Ausbildung von Wanderführern, beschreiben der Landschaft in handlicher Buchform und erstellen von Wanderkarten. Alle diese Punkte sind heute so aktuell wie zu Zeiten der Gründungsväter. Die Wanderleiterausbildung beschränkt sich nicht nur auf Wegemarkierung und Kartenkunde, Kulturvermittlung beansprucht einen breiten Raum im Lehrangebot. Wanderer, die sich einer Wandergruppe anschließen, wollen nicht nur von dem Ausgangspunkt zum Zielpunkt gebracht werden, sie wollen auch etwas über die Landschaft, die Historie, die Bebauung und die Menschen erfahren. Eine bei einer Wanderung an passender Stelle vorgetragene Sage oder Erzählung ist gleichbedeutend wie eine kunsthistorische Erläuterung zu einem Schloss oder einer Kirche.

Im Landesverband Hessen sind 13 Gebietsvereine zusammengeschlossen. 13 hessische Regionen treffen mit ihrer Vielfalt aufeinander. Jede dieser Region hat ihre kulturelle Eigenheit, ihr kulturelles Eigenleben. In fast allen Gebietsvereinen wird eine rege Kulturarbeit, wie beispielsweise Trachten-, Brauchtums- und Mundartpflege, betrieben. In Tagungen und Seminaren werden Kulturthemen aufgearbeitet. Denkmalschutz ist ein umfangreiches Betätigungsfeld für Wandervereine. Für alte Brunnen, Grenzsteine und sakrale Flurdenkmäler werden Patenschaften übernommen und gepflegt. Wanderwege werden so konzipiert, dass Kulturdenkmäler mit einbezogen werden könne. In wiedererstandenen Spinnstuben werden alte Erzählungen, Sagen und Märchen vor dem Vergessen bewahrt. Zahllos sind die kulturellen Aktivitäten der Gebietsvereine, die einzeln aufzuzählen den hier gesteckten Rahmen sprengen würden.

Auf Landesverbandsebene werden Fachwartetagungen angeboten. Bedingt durch unterschiedliche Tagungsorte lernen die Teilnehmer auch die unterschiedlichsten Gegenden Hessens kennen. Der mitunter mit der Tagung verbundene Besuch von Museen, Burgen, Schlössern und Kirchen ist für alle Beteiligten lehrreich. Gleichzeitig erfährt man die regionale Küche, denn auch essen und trinken ist eine Kulturform. Die Tagungen selbst stehen unter einem Motto. Neben einzelnen Referaten sollen sich die Kulturvertreter mit ihren Diskussionsbeiträgen austauschen, sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede z. B. beim Brauchtum oder der Tracht herausgearbeitet werden. Aber auch Eigenheiten einzelner Wandervereinsgebiete werden herausgestellt und gemeinsam aufgearbeitet. Von besonderer Bedeutung sind natürlich Themen, die ressortübergreifend behandelt werden können. So ist beispielsweise das Thema "Jakobuswege" ein Thema, das nicht nur für den Fachbereich Kultur interessant ist. Die Wegewarte sehen dieses Thema aus der Sicht der Trassenführung und Wegemarkierung. Wanderwarte interessiert mehr die Kilometerleistung und die einzelnen Tagesetappen. Die Naturschützer dagegen sehen vordergründig die Bewahrung der Landschaft durch Massenwanderungen gefährdet. Für die Kulturwarte ist letztendlich von Bedeutung, woher der Brauch kommt und welche Sehenswürdigkeiten am Weg liegen.

Neben diesen Fachwartetagungen werden auf Landesverbandsebene Seminare und Lehrgänge angeboten, die mehr belehrenden Charakter haben und weniger dem Erfahrungsaustausch dienen. So wurde beispielsweise ein Märchenseminar in Steinau an der Straße angeboten. Der Ort eignet sich besonders für eine solche Tagung, lebten und wirkten doch hier die Märchensammler Jakob und Wilhelm Grimm. Mit Vorträgen und Besichtigungen wurden die Teilnehmer an die Welt der Märchen und Sagen herangeführt, um auf diese Weise wiederum das Gelernte in die Gebietsvereine zu tragen und dort weiterzugeben. Ein ähnlich gelagertes Seminar in Kassel führte in die orientalische Märchenwelt ein.

Der Landeskulturwart gehört dem Vorstand des Landesverbands an. Zu seinen Aufgaben gehört die Vorbereitung und Durchführung der Fachbereichssitzung auf der Fachwartetagung. Die Gestaltung der Themen geschieht entweder auf Wunsch der Gebietsvereinskulturwarte oder er sucht ein Motto, das unbedingt behandelt werden muss, aus. Sonderseminare werden ebenfalls unter seiner Regie durchgeführt.

Der Landesverband Hessen besteht in diesem Jahr 25 Jahre. Das bedeutet auch 25 Jahre Kulturarbeit. In diesem Zeitraum wurde schon einiges an Wissen in die Gebietsvereine getragen, von den Gebietsvereinen ausgetauscht und übernommen und letztendlich an die einzelnen Mitglieder weitergegeben. Ich wünsche dem Landesverband für die nächsten Jahre weiterhin alles Gute, eine nutzbringende Kulturarbeit wie bisher und immer Menschen, die bereit sind, als Kulturträger die Arbeit in den Gebietsvereinen und im Landesverband Hessen weiterzutragen.

Kulturarbeit im Landesverband Hessen